2021 – Mit Sicherheit unsicher

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Die zum Jahreswechsel traditionellen Rück- und Ausblick stellten im ansonsten in vielfacher Weise unabsehbaren 2020 eine willkommene, bekannte Wegmarke dar. Mit Sicherheit bleibt uns 2021 eine Konstante des Jahrgangs 2020 erhalten: Die allgemeine Unsicherheit!

Erhalten bleibt uns gleichzeitig der erneuerte und geschärfte Blick auf die Solidargemeinschaft und das gesellschaftliche Engagement – weit über die so genannte ehrenamtliche Freiwilligenarbeit hinaus. Dem anerkennenden «Klatschen» muss jetzt eine verstärkte ökonomische Wertschätzung und damit eine gerechtere Vergütung der Leistungen im gemeinnützigen gesellschaftlichen Interesse folgen.

Zu den im Frühling 2020 von Behörden als «systemrelevant» anerkannten Branchen gehört die Ernährungswirtschaft. In der Lebensmittel-Praxis ist derzeit eine noch grössere Flexibilität entlang der ganzen Wertschöpfungskette gefragt. Für die mittel- und langfristige Perspektive gewinnt die sorgfältige Beziehungspflege mit verlässlichen Kooperationspartner noch stärker an existentieller Bedeutung. 

Die Schweiz kann im Notfall auf die Tradition einer Solidargemeinschaft zurückgreifen. Mittlerweile zeigt der im Frühling 2020 noch allseits gelobte eidgenössische «Burgfrieden» längst Abnutzungserscheinungen. Mit einem realistischen Blick auf Politik und Gesellschaft kann diese Entwicklung nicht wirklich überraschen und hat zudem Vorteile: Die offene politische und demokratische Debatte muss in der Krise möglich bleiben. Die zur Eindämmung der Pandemie notwendigen Massnahmen verursachen echte und existentielle Interessenkonflikte. Eine gereifte Demokratie zeigt ihre Qualitäten dann am wirksamsten, wenn sich dank ehrlichen, fairen Auseinandersetzungen gute Praxislösungen mit Augenmass entwickeln lassen.

Wir wissen es alle: Nach der insgesamt gut gemeisterten Lockdown-Phase im Frühling 2020 sind wir in der Schweiz nicht gut in den Corona-Winter gestartet. Der eidgenössische Föderalismus geriet an die Systemgrenzen. Eine exponentielles Pandemie-Wachstum verträgt sich schlecht mit der Schweizerischen Vernehmlassungs-Kultur. Ob sich durch die mittlerweile wieder bessere Koordination der Massnahmen durch Bund und Kantone tatsächlich eine nachhaltige Stabilisierung der Situation erreichen wird, muss sich noch erweisen. Eines ist dabei sicher: Auch das Jahr 2021 wird für die Schweiz zur grossen politischen, gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Herausforderung.